Köln hilft ehemaligen ZwangsarbeiterInnen in Wolgograd

Sozial-medizinischer Hilfsdienst:

Ambulanter Pflegedienst versorgt ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter

Seit 2002 besteht in Kölns Partnerstadt Wolgograd ein von unserem Verein mit aufgebauter sozial-medizinischer Hilfsdienst für ehemalige NS-ZwangsarbeiterInnen, die 1942 nach Deutschland verschleppt worden sind; viele von ihnen waren damals noch sehr jung, fast noch Kinder. Es sind Menschen, die unter zwei Diktaturen gelitten haben, die nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion als Kollaborateure diskriminiert, in ihrer beruflichen Entwicklung stark behindert wurden, deren Leid totgeschwiegen wurde. Ihre Renten sind häufig extrem niedrig, so dass viele auf die Hilfe ihrer Familien angewiesen sind. Im Jahr 2002 lebten in der Stadt etwa 1000, derzeit sind es noch 570 von diesem Schicksal betroffene Menschen.
Die akut Pflege- und Betreuungsbedürftigen unter ihnen werden von den MitarbeiterInnen des Pflegedienstes versorgt.

Organisation des Hilfsdienstes

Das Projekt geht auf einen einstimmigen Beschluss des Kölner Rates im Jahr 2000 zurück. Da unser Verein bereits seit 1991 gute Kontakte zu ehemaligen ZwangsarbeiterInnen in Wolgograd aufgebaut hatte, wurde ihm die Verantwortung für das Hilfsprojekt übertragen. Die Organisation vor Ort übernahm im Auftrag unseres Vereins das Wolgograder „Zentrum zur Unterstützung nicht kommerzieller Organisationen’’.
Im professionellen Hilfsdienst ist ein Team aus einem Arzt und sechs Sozialbetreuerinnen hauptamtlich tätig. Die MitarbeiterInnen bieten individuelle medizinische, pflegerische und soziale Hilfen an.
Ein weiterer wichtiger Partner im Hilfsprojekt ist die Wolgograder Vereinigung ehemaliger Zwangsarbeiter¬Innen, eine in den 90er Jahren gegründete Selbsthilfe¬organisation. Sechs Frauen aus diesem Kreis sind in einem ehrenamtlichen Besuchsdienst tätig. Sie führen Gespräche, auch telefonisch, kümmern sich besonders um Bettlägerige, machen kleinere Besorgungen, helfen bei Krankenhausaufenthalten, melden Notfälle.

Fortbildung in Köln

Im Jahr 2009 konnten die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hilfsdienstes zu einer Fortbildung eingeladen werden. Schwerpunkt: Der Umgang mit alten Menschen, die eine Traumatisierung durch NS-Verfolgung erlitten haben. Unsere Gäste erwartete ein anspruchsvolles Fachprogramm. Wir erlebten sie als kompetente, aufgeschlossene GesprächspartnerInnen, hoch motiviert und sehr zufrieden mit ihrer Arbeit.

Bereits 2007 waren mehrere Vertreterinnen des ehrenamtlichen Besuchsdienstes in Köln. Sie lernten u.a. die Arbeit einer Hospizgruppe und den ehrenamtlichen Krankenhaus-Besuchsdienst der Grünen Damen kennen. Es gab Gelegenheit, im Rathaus Mitgliedern der Fraktionen von der Arbeit in Wolgograd zu berichten.

Finanzierung

Finanziert wurde das Projekt in den ersten fünf Jahren vollständig aus Mitteln der Stadt Köln. Ab 2007 gelang es, die Arbeit mit finanzieller Förderung durch die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft’’ (EVZ) fortzusetzen, wobei die Stadt den notwendigen Eigenanteil beisteuerte. Nach Auslaufen der städtischen Förderung in 2013 wird das Projekt hauptsächlich durch Projektmittel der EVZ sowie Spendeneinnahmen getragen.

Bilz-Preisträger 2013

Die Kölner Bilz-Stiftung zeichnet diejenigen mit ihrem Preis aus, die für Völkerverständigung und Minderheiten eintreten. Wir freuen uns sehr, dass unser Verein aufgrund langjähriger Arbeit für Versöhnung und Völkerverständigung zum Preisträger 2013 gewählt wurde. Neben der Anerkennung unserer Arbeit freuen wir uns auch über ein Preisgeld in Höhe von 4.000,- €, das einen wichtigen Beitrag für die weitere Finanzierung des Projektes „mobiler Hilfsdienst für ehemalige ZwangsarbeiterInnen“ darstellt.

Die Laudatio zur Preisverleihung hielt Fritz Pleitgen. Seine Würdigung finden Sie hier.

Ausblick

Das Ziel für die kommenden Jahre ist es, das erreichte Niveau der Betreuung aufrecht zu erhalten und auch weiterhin den jeweils individuellen Bedürfnissen der hilfs- und pflegebedürftigen ehemaligen ZwangsarbeiterInnen anzupassen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Hilfsdienst so lange bestehen bleibt, wie er gebraucht wird. Wir haben in den vergangenen Jahren Vertrauen geschaffen und möchten auch weiterhin ein verlässlicher Partner bleiben. Deshalb bitten wir Sie:
Helfen Sie uns dabei!

Hier haben Sie die Möglichkeit direkt für das Projekt zu spenden:

Stimmen aus Wolgograd zum Hilfsprojekt finden Sie hier!