Zur Veranstaltung vom 11.04.2025 mit Petra Erler im Bürgerzentrum Ehrenfeld.

Am 11.04.2025 fand im Bürgerzentrum Ehrenfeld eine Veranstaltung mit Petra Erler statt. Veranstalter waren neben unserem Städtepartnerschafts-Verein die IPPNW-Gruppe Köln, das Kölner Friedensforum und der AK Frieden der Kölner SPD. Petra Erler hat das Buch vorgestellt, das sie zusammen mit dem ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen geschrieben hat: „Der lange Weg zum Krieg“. Petra Erler selbst stammt aus Thüringen und war Mitglied in der „einzigen demokratisch gewählten Regierung der DDR“ unter Ministerpräsident De Maizière.

Ausgangspunkt des Vortrags war der Krieg in der Ukraine. Frau Erler war entsetzt über den völkerrechtwidrigen Angriff im Februar 2022, dann aber ebenso entsetzt über die Reaktionen des Westens, der die bald darauf folgenden Friedensbemühungen verhindert habe. Sie erinnerte an die Verhandlungen in Istanbul, wo bereits im März/April 2022 ein „Friedensschluss greifbar“ war, was von westlicher Seite aber abgelehnt wurde. Seitdem handele es sich nicht mehr um einen Angriffs- sondern um einen Zermürbungskrieg mit der Ukraine als Opfer. Frau Erler erinnerte eindrücklich an die vielen Toten und Verletzten, deren Zahl niemand genau kennt, aber es werden wohl mehr als eine Million sein.

Im Rückblick schilderte sie die Vorgeschichte der letzten 35 Jahre. Nach dem Ende der DDR war die Sowjetunion in Sorge um ein erstarkendes Deutschland, hat aber dennoch der Wiedervereinigung zugestimmt und auf friedliche Zusammenarbeit vertraut. Dagegen habe der Westen, die NATO unter Führung der USA, sich als Sieger im Kalten Krieg gefühlt und eine Sicherheitsarchitektur nur unter ihrer eigenen militärischen Stärke inkl. neuer NATO-Mitglieder Richtung Osten, aber ohne Russland verstanden. In Europa wurden nicht Verteidigungs- sondern Angriffswaffen stationiert und es wurde eine Erstschlagfähigkeit angestrebt, was bereits für 2006 dokumentiert ist und mit der geplanten Stationierung von Raketen in 2026 bestätigt wird.

In der Ukraine habe es längere Zeit eine „Schaukelpolitik“ zwischen Ost und West gegeben, weil in der Ukraine selbst unterschiedliche Interessen in diese Richtungen existierten. Mit dem Maidan und dem vom Westen gesteuerten Putsch sei dies aufgebrochen und eine Entscheidung der Ukraine für den Westen gefordert worden. Damit begann das große Leid; die Ukraine und ihre Menschen wurden zum Opfer eines Stellvertreterkrieges.

In der anschließenden Diskussion im vollen Saal (über 100 Personen) wurde vor allem nach Auswegen aus dem Krieg gesucht. Die Fragen und Antworten waren von der Sorge getragen, ob und wie Frieden oder wenigstens Waffenruhe möglich sei. Kann Deutschland – sei es die Regierung, seien es all die Menschen, die einen Verhandlungsfrieden wollen – im Alleingang etwas bewirken? Wird die EU zusammen mit Great Britain die Kriegsführung weitertreiben, falls die USA sich daraus zurückziehen? Oder wird sie den USA folgen, auch wenn diese ernsthaft eine Waffenruhe anstreben? Abschließende Antworten konnte niemand geben, aber in den Voten bestand Einigkeit, dass eine sinnvolle Zukunft nur mit friedlicher Zusammenarbeit zwischen USA, Russland, EU und China möglich ist. Frau Erler und die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass eine nachhaltige Lösung nur in einer europäischen Sicherheitsarchitektur unter Einschluss Russlands liegen kann. Nicht zuletzt wurde an viele Stimmen auch aus Deutschland erinnert, die immer wieder vor einem Alarmismus gegenüber einem Russland warnen, das angeblich auch uns angreifen wolle.