Bericht zur Veranstaltung „80 Jahre nach Stalingrad – Mahnung zum Frieden“

80 Jahre nach Stalingrad – Mahnung zum Frieden

Vor 80 Jahren am 02.02.1943 endete die Schlacht um Stalingrad. Der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Wolgograd hat das zum Anlass genommen, zusammen mit dem Kölner Friedensforum und dem VVN – BdA zu einer Gedenkveranstaltung am 09. März 2023 in der Kartäuserkirche in Köln einzuladen. Ca. 50 Menschen haben den Ansprachen, den literarischen Lesungen mit begleitender Fotodokumentation und den Musikbeiträgen mit großer Anteilnahme zugehört.

Die Veranstaltung wurde eingeleitet und begleitet von Yumi Shimada am Klavier und von Luisa Gehlen mit der Klarinette. Die Stücke von Hindemith und von Weber ließen eine würdige Stimmung entstehen.

 

Eva Aras, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, begrüßte die Teilnehmenden und erinnerte an die Schlacht, die zum Sinnbild für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit von Kriegen geworden ist. Sie führte das Publikum in den Ablauf der Veranstaltung ein.

 

 

 

 

 

 

 

Im Anschluss gab Prof. Dr. Rüdiger Kipke, stellvertretender Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins, eine historische Einordnung dieser Schlacht im Rahmen des Zweiten Weltkrieges. Er betonte, dass Stalingrad weniger für eine militärische Wende in diesem

Krieg steht, als vor allem für eine psychologische Wende. Militärisch ging es den Nazis darum, die nicht gelingende Einnahme von Moskau durch Nachschub von der Ölindustrie am Kaspischen Meer zu unterstützen; dafür war Stalingrad ein strategisch wichtiger Brückenkopf. Der sowjetischen Armee gelang es jedoch unter enormen Verlusten auf beiden Seiten, die deutsche Armee einzukesseln und zur Aufgabe zu zwingen. General Paulus musste sich mit seinen Überlebenden in Kriegsgefangenschaft begeben. Nur ein sehr kleiner Teil der deutschen Soldaten konnte später wieder zurückkehren. Die Stadt war völlig zerstört und es waren insgesamt über eine Million toter Menschen auf diesem Kriegsschauplatz zu beklagen. Psychologisch war am Ende dieser Schlacht beiden Seiten klar, dass das Naziregime am Ende war, auch wenn die menschenverachtende deutsche Führung das Morden noch zwei weitere Jahre fortgesetzt hat.

 

Elvira Högemann vom Kölner Friedensforum hat nach einer weiteren Musikdarbietung in die Texte eingeführt, die dann den Hauptteil der Veranstaltung bildeten.

 

Es wurden zeitgenössische Texte sowohl von sowjetischer als auch von deutscher Seite ausgewählt. Von sowjetischer Seite gab es  die Stalingrad-Protokolle, die während der Schlacht von Historikern verfasst wurden. Nach dem Krieg  gerieten sie unter Verschluss und verschwanden im Archiv. 70 Jahre später wurden sie von dem deutschen Historiker Jochen Hellbeck herausgegeben.

Von deutscher Seite wurde aus dem Roman „Durchbruch bei Stalingrad“ von Heinrich Gerlach gelesen, den er als in Stalingrad teilnehmender deutscher Soldat in Kriegsgefangenschaft geschrieben hat. Die Geschichte dieses Textes ist abenteuerlich: der Text wurde vom KGB konfisziert, vom Autor später aus dem Gedächtnis rekonstruiert, in den 50-ger Jahren sogar ein Bestseller – und das Original später in den Archiven doch wieder gefunden und 2016 herausgegeben.

Die Textausschnitte wurden dann lebendig und  mit innerer Anteilnahme von den Schauspieler*innen Paula Schäfer, Ulrich Marx und Leopold von Verschuer vorgetragen.

 

Die Beschreibungen der Kriegsereignisse und -erlebnisse wechselten mehrfach von der deutschen zur sowjetischen Seite hin und her und folgten grob dem Verlauf der Schlacht bis zum Ende. Das Elend für die Zivilbevölkerung, aber auch das Elend der Soldaten selbst wurde auf bedrückende Weise deutlich. Niemand unter den Zuhörern konnte sich der stets zwischen den Zeilen stehenden Frage entziehen: Warum? Wozu? Selbst unter den deutschen Soldaten, die das Elend zwar anrichteten, aber auch selbst erlebten und erlitten, wurde diese Frage schließlich offen gestellt. Hunger und Tod traten durch diese Texte und auch durch begleitende Fotos plastisch vor Augen und machten die Sinnlosigkeit und Grausamkeit eines Krieges, ja aller Kriege, deutlich.

Nach einer weiteren Musikdarbietung beendete Peter Trinogga vom VVN-BdA die Veranstaltung und bedankte sich bei den Veranstaltern, Vortragenden und Zuhörern.

(Verfasser: Christian Fischer)