Städtepartnerschaftsverein Köln-Wolgograd –
gelungene Russlandreise im 25. Lebensjahr des Vereins
Das Wort „Abenteuer“ trifft das Ganze sicher nur teilweise: Nach sorgfältigen Vorbereitungen (Visum, Wollmütze und Mantel für die Steppenwinde und den Nachtfrost, keine scharfen Gegenstände bei der Kremlführung) stellte sich am 3. Oktober eine 16-köpfige, „sich selbst unbekannte“ Reisegruppe zum Flug nach Moskau in Köln ein. Nach zwei Tagen Moskaubesuch mit Hauptsehenswürdigkeiten und rasanten U-Bahn-Fahrten fuhr uns ein aserbeidschanischer Schlafwagenzug (24 Stunden kyrillische Buchstaben lernen) 1.000 Kilometer weiter südlich durch die beeindruckende Steppe zu unserem Hauptziel Wolgograd. Hier erlebten wir nun das von Köln aus mit dem Partnerverein „Wolgograd-Köln“ liebevoll und stundengenau abgesprochene sechstägige Kontaktprogramm: Stadtrundfahrt, Bürgermeisterempfang, Mamaev-Hügel und Panorama, Sport-, Computer- und Kunstschulen, Wolga-Don-Kanal, Herrnhuter-Dorf Alt-Sarepta u. a. Mehrmals erkannten wir aus den voll klingenden russischen Sätzen schon vor der Übersetzung der Dolmetscherin die Worte „Bürgermeister Burger“ (…hat hier 1988 die Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd unterschrieben…).
Beim Besuch des russisch-deutschen Soldatenfriedhofs Rossoschka draußen in der Steppe zeigte sich, wie verschiedenartig Reisemotive und Anliegen der ReiseteilnehmerInnen waren: Einige „benutzten“ die Gruppenreise aus einer gewissen Scheu vor ihrer ersten Russlandreise, einfache Freundschaftsbesuche gehörten auch noch zu den leichteren Motiven, eine Teilnehmerin allerdings – seit Jahrzehnten auf der Suche nach ihrem „vermissten“ Vater – hatte endlich (2012!) vom russischen Roten Kreuz die Information erhalten, dass sich auf diesem Friedhof eine Einmeißelung des Namens ihres gefallenen Vaters befände: Im gemeinsamen Suchen haben wir diese Eintragung auf einem der vielen Granitquader gefunden, für genügend Blumen war vorgesorgt worden. Auf beiden Friedhöfen legten wir unseren Blumengestecke nieder.
Als unvergesslich und überraschend erwies sich eine mehrstündige Wolgafahrt: Bei gewohnt strahlender Sonne war für uns alle ein, sagen wir: umwerfendes Mittagessen vorbereitet, Wodka inklusive. Man ließ durchblicken: Ohne ein bis zwei deutsche Lieder kämen wir nicht heil von Bord. Unser größter gemeinsamer Nenner: „Wenn alle Brünnlein fließen (alle Strophen)…Ich selbst (weißer Jahrgang, 1935) saß neben einem russischen Panzerfahrer (Jahrgang 1928), der 1943/45 insgesamt dreimal aus seinem Panzer herausgeschossen worden war, Fahrtrichtung Berlin.
Am zweiten Abend in Wolgograd wurden wir alle einzeln von einer russischen Familie eingeladen. Offenheit, Herzlichkeit, Interesse an Deutschland, Gastfreundschaft, Geschenkbereitschaft: für uns ein herrlicher Blick in das Leben unserer russischen Nachbarn. Allen Wolgograder Freunden, unserem liebe- und sorgenvollen Kölner Leitungsduo Ehepaar Eva Aras/Michael Kellner, vielleicht auch der Gruppe selbst in ihrem humorvollen Zusammenhalt danken wir herzlich; last not least auch der Stadt Köln für die Leistung ihrer Städtepartnerschaft – dieser Reisegruppe ist sie gut bekommen.
Wundert es noch jemanden, dass wir an einem letzten Abend von der Hotelleitung mit Wodka und Häppchen verwöhnt wurden? – Putins Geburtstag…
Der Heimflug über Moskau verlief gut, es klappte auch an dieser Stelle vorbildlich. Nun müssen wir alle unsere Eindrücke und Fotos überarbeiten. Sehen wir unsere meist neuen Wolgograder Freunde demnächst einmal in Köln wieder? – „Ich weiß nicht, das Visum ist für mich fast unerreichbar…“ (Die Deutsche Botschaft steht in Moskau, 1.000 km weit, zwei persönliche Besuche sind erforderlich. Das kostet viel Zeit und viel Geld. Und es ist nur eine der Hürden.)
War die Reise ein Abenteuer? – Eher nicht. Aber eine Reise mit vielen schönen und beeindruckenden Erlebnissen und Informationen. Und eine Reise, deren Erfolg auf gute Vorbereitung hier und die schwungvolle Freundschaftlichkeit der Menschen in Wolgograd aufgebaut war: Danke!
Paul Gerards, Teilnehmer der Vereinsreise