Köln hat Freunde in Wolgograd
In seiner Serie Kölner Städtepartnerschaften portraitierte der Kölner Journalist Jürgen Schumann im Oktober 2009 auch Wolgograd. Entstanden ist ein Film über das moderne Wolgograd, der die Geschichte mit einbezieht. Mehr Informationen über dieses außergewöhnliche Filmprojekt folgen weiter unten!
Einen kleinen Ausschnitt aus dem 45 min. Film präsentieren wir hier und freuen uns, wenn Ihr Interesse geweckt wird. Den Film können Sie gegen einen Unkostenbeitrag in Höhe von 10 € plus Versandkosten bei uns bestellen.
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Jürgen Schumann:
Eindrücke von einer Filmexpedition
1990 habe ich mich das erste Mal in Wolgograd aufgehalten, seinerzeit noch als Mitglied des Rates der Stadt Köln. Ich gehörte einer Delegation an, die zur Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunden durch die Oberbürgermeister Norbert Burger und Juri Starovatych an die Wolga gereist war. Damals machte ich einige Fotos, Diapositive, bei gleichzeitigem Bedauern darüber, keine Filmkamera zur Hand zu haben.
Das Zeremoniell war interessant, die Stadt aber noch um vieles Mehr. Wolgograd erschien mir als das authentischste Museum zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs und seiner Verwüstungen. Ausgesprochen bewegend war damals für mich, in der Ruhmeshalle auf dem Mamajew-Hügel die Musik eines deutschen Komponisten zu hören: Robert Schumann, die Träumerei.2009 auch das ein Déjà-vu, aber dieses Mal mit der Filmkamera und dem Versuch, das schier Unmögliche in Bild, Ton und Stimmung einzufangen. Wie überhaupt die ganze Filmexpedition darauf angelegt zu sein schien, das Geschehen zwischen den Zeilen gewissermaßen, das Unfassbare in dieser Stadt fassbar zu machen: Die Menschen, die selbst noch den Krieg am eigenen Leibe erfahren haben und diejenigen, die von seinen Grausamkeiten aus den Erzählungen der Zeitzeugen wussten. Das neue und junge Wolgograd. Die Stadt, die Wolga und dahinter immer die Vergangenheit, das Ungeheuerliche, das Grauen, so unsere Gefühle auf dem Soldatenfriedhof Rossoschka.
Die Menschen auf den Straßen begegneten uns mit auffallender Freundlichkeit, sogar Herzlichkeit, wie Eva Aras, Michael Kellner und ich, das Filmteam aus Köln, bisweilen den Eindruck hatten. Und das – dieser nicht weichen wollende Gedanke – nach all dem, was Deutsche russischen Menschen in Stalingrad vor mehr als 60 Jahren angetan haben und was heute noch an unzähligen Stellen daran erinnert.
Auch vor diesem Hintergrund gestalteten sich die Filmaufnahmen völlig komplikationslos, ständig begleitet vom wohlwollenden Interesse der Menschen. Hinzu kam die spontane Bereitschaft unserer Gesprächspartner, auch selbst im Kamerabild zu erscheinen.
Vor dem Aufenthalt in Wolgograd hatte Werner Völker, unser Reiseleiter, ein Programm gesetzt, das die Teilnehmer langsam und versehen mit einer Fülle von Vorfeldinformationen an die Wolgastadt heranführte. Zunächst Moskau und dann Saratow, ebenfalls an der Wolga gelegen und heute noch weitgehend im baulichen Zustand der Vorkriegszeit.Außerhalb der Sehenswürdigkeiten in Moskau und Saratow war für die Besuchergruppe aus Köln sicherlich die Zugfahrt nach Wolgograd beeindruckend. Vor allem die Nachtfahrt nach Saratow ließ den Reisenden die Unendlichkeit des Landes spüren, der Blick durch die Zugfenster am Tage die Weite der Steppe erstaunen. Alles das hat der Chronist mit seiner kleinen Handkamera für die Kölner Wolgogradfahrer eingefangen und damit die fast viertägige Anreise zu einem 15-Minuten-Erlebnis verdichtet. Das Stück geht nahtlos in die Dokumentation „Köln hat Freunde in Wolgograd“ über, die aufzunehmen dem Filmteam harte Drehtage abverlangte, aber auch sehr viel Freude bereitete, wie hoffentlich auch ihren Zuschauern und den Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Köln-Wolgograd, in dessen Auftrag der Film produziert wurde.
Jürgen Schumann